Melanotan 2

VOM ARZNEIMITTEL ZUR 'BARBIE DROGE'

Entwicklung

Entdeckt wurde Melanotan Ende der 80er Jahre im Sonnenstaat Arizona, USA.
Am Health Sciences Center der University of Arizona suchte ein Team um den Dermatologen Dr. Norman Levine nach einer Möglichkeit, zu therapeutischen Zwecken die Bräunung der Haut durch beschleunigte Produktion von Melanin zu fördern, um die Haut vor durch UV-Strahlung ausgelöste DNA-Schäden zu schützen.Tatsächlich entdeckten Sie damit eine Substanz von wundersamer Wirkung:  Nicht nur erzeugte das injizierte Melanotan eine beschleunigte natürliche Bräunung (durch Melanin), sondern stimulierte auch die Libido der Testpersonen mit teils stundenlangen Erektionen und zügelte gleichzeitig den Appetit.
Die Probanden wurden braun, schlank und sexy!
Damit erhielt die Substanz Melanotan ihren Spitznamen: "Barbie Droge"!

Melanotan ist ein natürliches Hormon, das die Produktion von Melanin auslöst, dem braunen bis schwarzen Pigment, das die Hautfarbe bestimmt und unter UV-Strahlen die Bräunung der Haut verursacht.

Während man in Arizona jetzt vor allem auf der neu entdeckten Schiene die Chancen in der Bekämpfung von erektilen Dysfunktionen sah und mit Melanotan II die Forschung in diese Richtung vorantrieb, setzten australische Forscher und in ihrem Gefolge die Firma Epitan, jetzt: Biotech Clinuvel Pharmaceuticals, auf die Bräunungswirkung.

Zwar wird in allen offiziellen Äußerungen der Firma die medizinische Indikation: Schutz vor den DNA-Schäden, die durch UV-Strahlen verursacht werden, aber es besteht kein Zweifel, dass auch die 'kosmetische' Bräunungswirkung, das risikolose Bräunen ohne Sonne, in das geschäftliche Kalkül einbezogen ist.

Gegenüber den bisher verbreiteten Methoden der künstlichen Hautbräunung hat Melanotan in der Tat einige entscheidende Vorteile:
Weil die Bräune der Haut nicht von außen aufgetragen oder chemisch erzeugt oder durch andere Farbstoffe 'vorgetäuscht' werden muss, sondern durch den natürlichen Prozess der Einlagerung von Melanin in den oberen Hautschichten entsteht, entfallen all die lästigen Begleiterscheinungen wie unregelmäßige Bräune und Flecken, Abfärben und umständliches Auftrage (Eincremen oder Einsprayen).

Allerdings ist die Melanin-stimulierende Wirkung von Melanotan angewiesen auf eine ausreichende Anzahl von gesunden Pigmentzellen. Bei Krankheiten wie Vitiligo, bei denen diese Zellen nicht vorhanden sind oder nicht "funktionieren" kann auch Melanotan nicht helfen.

Unklar ist auch, ob Melanotan die Bräunungsprobleme von Rothaarigen lösen wird, die über ein besonderes, wenig wirksames Melanin verfügen, das Phäomelanin.


Hautkrebs ist eine weltweite Bedrohung und ein Mittel, das hiervor schützen könnte, wäre ein wahrer Durchbruch gewesen. Während der Forschungsarbeiten zu Melanotan und dessen Analogen stellten sich dann allerdings Nebenwirkungen ein, die die Gruppe um Dr. Levine verblüffte. Die Probanden bräunten nicht nur schneller, womit das Ziel eigentlich erreicht war – sie wurden zudem auch schlanker und erfuhren eine gesteigerte Libido, mit, zumindest bei den männlichen Probanden, teilweise stundenlangen Erektionen. Grund genug für das amerikanische Unternehmen Palatin Technologies weitere Forschungen in diese Richtung finanziell zu unterstützen. Hier wurde sich dann allerdings ausschließlich auf Melanotan II konzentriert, da dies bis zu diesem Zeitpunkt der einzige Abkömmling war, der einen Einfluss auf die Libido und das Erektionsvermögen zu haben schien.
Melanotan I, auch CUV 1647 bzw. mittlerweile Afamelanotid genannt, befindet sich aktuell in Australien, den USA und Europa in Zulassungsverfahren.
Palatin Technologies hat währenddessen mit ‚Bremelanotide‘ (PT-141) auch noch einen weiteren Melanotan-Abkömmling in der Entwicklung, der noch gezielter auf sexuelle Störungen einwirken soll.